Beklemmung steigt auf
Wie so oft fahre ich den wunderschönen Fahrradweg von Geinsheim nach Hassloch und lasse den Blick links zur Haardt und rechts bis zum Golfplatz schweifen. Die Sonne geht langsam hinter den Höhen des Pfälzer Waldes unter und wirft ein warmes Licht auf die idyllische Landschaft. Ich passiere das Feldkreuz auf der rechten Seite und kann kaum glauben, dass der Ackerboden rechts und links der Landstraße bald von einer Geothermie Fabrik verschandelt wird. Werden Sie auch das Kreuz entfernen? Das Kreuz mit der Inschrift „Ich bin die Auferstehung und das Leben“. Oder wird es stehen bleiben als Mahnmal, wie wir die Natur schinden, den Boden aufreißen, um an warmes Wasser für unsere Heizungen und an Lithium für unsere Elektroautos zu kommen.
Vor meinen Augen tut sich die Fabrik auf, gewaltig, fast aggressiv. Ich bremse ab, bleibe stehen und spüre den Lärm in meinem Körper. Beklemmung steigt in mir auf. „Was für ein Wahnsinn, welche Überheblichkeit, welche Sünde gegen die Natur“, höre ich mich leise sprechen, „nie mehr wird es so sein wie heute“. Die Sonne geht unter und ich denke, „das passt, denn hier geht etwas Wunderbares verloren“. Das Naherholungsgebiet zwischen Geinsheim und Hassloch wird einem Unternehmen geopfert, das mit Lithium Profit machen will und dem die Natur, die Sorgen und Ängste der Bürger egal sind.
Ich fahre weiter und spüre Wut in mir aufsteigen. Ich trete so kräftig in die Pedale, dass mir der Oberschenkel brennt. Kurz vor der Baumschule Schibel mit dem schönen Namen „Schwabengütle“ bremse ich wieder ab, werfe das Fahrrad zur Seite und atme tief durch. Die Idylle ist weg und mein Herz wird eng.
Dietmar Freiherr von Blittersdorff, Geinsheim