Ein Jahr Widerstand gegen den Lithiumwahn – das haben wir bewegt

Hier ein kurzer Überblick, was in den letzten 12 Monaten geschah und welche Erfolge wir erzielen konnten.

Sechs Wochen nach der Infoveranstaltung der Stadt, die Im September 2022 stattfand und die Geinsheimer und Geinsheimerinnen über den geplante Lithiumabbau mittels Tiefengeothermie informierte, wurde die BIGG neu gegründet. Über 40 empörte Bürger kamen und wurden Mitglied.

Das Ziel der BIGG ist den Lithiumabbau mittels Tiefengeothermie zu verhindern, insbesondere wegen der damit verbundenen Erdbebengefahren. Wir begrüßen den Ausbau regenerativer Energien und halten die mitteltiefe Geothermie in kommunaler Hand für eine Option. Hier nähere Infos zu Risiken des Lithiumbergbaus und der Tiefengeothermie und zu unseren Positionen. Mittlerweile haben sich 92 Personen der BIGG angeschlossen und unterstützen unsere Ziele.

Im November 2022 ging unsere Webseite online. Mittlerweile gibt es über 30 lesenswerte Beiträge auf unserer Webseite. Darüber hinaus gibt es noch eine Facebook-Seite in der wir über Aktuelles informieren.

Die erste Aktion war im Dezember vier Großplakate an der B39 und L530 aufzuhängen und gegen die geplante Anlage zu protestieren, was uns das Bauamt Neustadt nach drei Monaten unter Androhung eines Bußgelds verboten hat. Wer darauf achtet, merkt schnell, dass an vielen Stellen in der Region an Bundes- und Landesstraßen Großplakate stehen. Offensichtlich wird hier mit zweierlei Maß gemessen. Es gibt aber eine legale Alternative. Auf unserer Webseite könnt ihr 0,9 qm große Plakate für das Hoftor oder den Garten bestellen.

Am 1. Februar wurde die BIGG in den Ortsbeirat eingeladen und unsere Vorständin Ariane Stachowsky informierte in einem 90-minütigem Vortrag über Probleme und Risiken der Tiefengeothermie und der Lithiumextraktionsanlage. Darüber hinaus gab es Gespräche mit der FWG- und CDU-Fraktion, sowie mit dem SPD-Vertreter im Ortsbeirat. Wir bekamen viel Zustimmung. Allerdings konnte sich der Ortsbeirat auch nach über einem Jahr nicht zu einer Positionierung zur Geothemieanlage und zur Lithiumfabrik durchringen.

Am 25.02.2023 fand unsere Bohrplatzaktion statt. Hier markierten wir das 80.000 qm große geplante Industriegelände mit Flatterband, boten Führungen an und informierten die etwa 200 Besucher, die trotz kaltem Wetter anwesend waren, mit Ansprachen und im persönlichen Gespräch. Hier ein Bericht des offenen Kanals.

Nach dem Vulkan die Bohrstandorte Geinsheim und Haßloch gemeinsam betrachtet, haben wir dann unseren Aktionsradius Richtung Haßloch erweitert. Es gab ein Gespräch mit der Haßlocher Liste HLL,
wir nahmen am Haßlocher Sommertagsumzug teil und hielten in Kooperation mit dem Verein Bürgerengagement Haßloch einen Vortrag zur Tiefengeothermie und zur Lithiumfabrik.

Am 3. April organisierten wir einen spontane Bürgerprotest, weil sich das SWR Fernsehen angesagt hatte, um über den Widerstand in Geinsheim zu berichten. Trotz der ungünstigen Uhrzeit um 12 Uhr montags, kamen über 120 Geinsheimerinnen und Geinsheimer, um vor der Kamera ihren Unmut kund zu tun.

Am 9. Juni starteten wir die Aktion „Ein Dorf sieht rot“ und wir verteilten 900 rote Bänder an alle Haushalte in Geinsheim, mit der Bitte sie als Zeichen des Protests am Haus aufzuhängen. Über 50% der Geinsheimer machten mit. In manchen Straßenzügen hängen immer noch an fast jedem Haus rote Bänder. Ein starkes Signal an die Stadt Neustadt und an Vulcan, dass wir diese Anlage hier nicht wollen.

Am 30.1.2023 starteten wir unsere Online-Petition „Verhinderung der Lithiumfabrik mit Tiefengeothermie zwischen Neustadt-Geinsheim und der Fronmühle“ und sammelt innerhalb eines halben Jahres 1.507 Unterschriften. Dazu kamen noch über 450 auf Papier gesammelte Unterschriften. Am 18.07.2023 übergaben wir die über 1.956 Unterschriften an den Neustadter Oberbürgermeister. In der Folge gab es auch ein sehr positives Gespräch mit Bürgermeister Ulrich, in dem wir die Möglichkeiten für Geothermie in kommunalen Händen besprachen.

Am 12. Oktober fand das Bürgerforum der BIGG mit über 100 Teilnehmern statt. Es gab einen Rückblick auf unsere Aktionen. Es wurden die Risiken des Lithiumbergbaus thematisiert und es kamen von Erdbeben und Rüttel-LKWs Betroffene zu Wort. Weitere Vorträge beschäftigten sich mit marktreifen Alternativen zu Lithiumbatterien und wie Kommunen in Eigenregie wenig riskante, mitteltiefe Geothermieprojekte umsetzen können.

Darüber hinaus warfen wir in Geinsheim und den Nachbargemeinden eine Reihe Flugblätter ein, versendeten etliche Newsletter an unsere Unterstützer, luden zum offenen BIGG-Stammtisch ein und nahmen am Geinsheimer Kerweumzug teil.

Unsere Aktivitäten wurden lokal und überregional durchaus wahr genommen.
Die Medien und die Politik reagierten:

  • Das SWR Fernsehen berichtete im April 2023 über die Pläne von Vulcan und die Proteste in Geinsheim gegen die geplante Geothermie-und Lithiumfabrik
  • Die Geinsheimer Ortsvorsteherin veranstaltete am 24.04.2023 ein Bürgergespräch an dem neben Vulcan, die BIGG auch der Oberbürgermeister von Neustadt teilnahm. Es kamen über 300 Bürgerinnen und Bürger, die etliche kritischen Fragen stellten
  • „Die Zeit“ berichtete am 3. August über die Vulcans Pläne und die Protestaktionen der BIGG
    und stellte unsere Position ausführlich dar.
  • Der Haßlocher Bürgermeister sprach sich im Juni in einem Flugblatt gegen die Geothermieanlage aus und verglich Vulcan mit „Glücksrittern“ denen man keinen Glauben schenken darf  
  • Am 23.6.2023 beauftragt der Neustadter Stadtrat die Verwaltung die Geothermie zur Wärmegewinnung ergebnisoffen zu prüfen und startet eine Initiative zur Änderung des Bergrechts, damit Kommunen leichter eigene Geothermieprojekte umsetzen können
  • Am 28.06.2023 sprach sich der Haßlocher Gemeinderat gegen die Rüttelaktion (3-D-Seismik) der Firma Vulcan aus und beschloss, dass Vulcan auf gemeindeeigenen Grundstücken nicht rütteln darf
  • Im September berichtete der Deutschlandfunk über die Pläne von Vulcan und interviewte auch Vertreter der BIGG zu den Gründen unserer Proteste

Fazit:
Der Unmut in Geinsheim und den Nachbargemeinden wird überregional wahrgenommen und wir bekommen einiges an positiven Rückmeldungen. Aber noch ist nichts erreicht. Vulcan möchte den Oberrheingraben durchlöchern, wie einen Schweizer Käse, um ans Lithium zu kommen und Geinsheim steht auf der Liste möglicher Bohrstandorte weit oben. Wir von der BIGG halten weiter voll dagegen und bleiben am Ball. Versprochen!

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