Die Position der BIGG zur aktuellen Planung
Uns wird immer wieder vorgeworfen, die BIGG lehne Geothermie auch zur Wärmeversorgung ab, in welcher Form auch immer. Das ist nicht richtig. Die BIGG lehnt nur den Lithiumbergbau mit seinen vielfältigen Risiken ab. Oberflächennahe Geothermie halten wir für eine Option, wenn sie professionell gemacht wird, anders als z.B. in Staufen. Auch mitteltiefe Geothermie halten wir für beherrschbar, wenn die geologischen Bedingungen stimmen, allerdings nur wenn andere Formen der Wärmegewinnung nicht ausreichen.
Hier unsere Position zu diversen Fragen, die das geplante Projekt von Vulcan aufwirft.
Foto Ariane Stachowsky
PLANUNG VON VULCAN ENERGY | POSITION DER BIGG | |
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Wer ist der Treiber? | Wärme aus Geothermie als Abfallprodukt der Lithiumgewinnung durch ein Privatunternehmen | Wärmenetze und Wärmeerzeugung gehören in kommunale Hände. Die Wärme für diese Netze kann gewonnen werden durch: ● Zentrale Wärmepumpen ● Solarthermie (mit großen Wasserspeichern – Wärmespeicher) ● Abwärme aus Industrieprozessen ● Wärmegewinnung aus Abwasser ● Große Kraft-Wärme-Kopplung ● Biomasse … und mitteltiefe oder oberflächennahe Geothermie |
Bohrrechte | Vulcan Energy hat sich im ganzen Oberrheingraben großzügig die Bohrrechte gesichert und kann diese fast beliebig verlängern lassen. So zwingt Vulcan Energie die Kommunen in ungewollte Abhängigkeit | Die BIGG unterstützt die Initiative des Stadtrats Neustadt, das Bergrecht so zu ändern, dass auch kommunale Geothermie-Projekte möglich sind. So schlagen wir vor, mit dem Landesamt für Geologie und Bergbau Gespräche zu führen, unter welchen Bedingungen die Stadt Neustadt in naher Zukunft eine Lizenz für mitteltiefe Geothermie bekommen kann. Unserer Einschätzung nach gibt bereits das bestehende Bergrecht dies her. Und je mehr Kommunen beim Landesamt und bei der Landespolitik vorstellig werden, desto eher wird die Möglichkeit geschaffen, dass die Kommunen ihren Wärmbedarf mit Erdwärme selbst decken können. Außerdem fordern wir das Landesamt auf, die privaten Claim-Besitzer engmaschig zu überprüfen und die Bohr- und Förderrechte zu entziehen, wenn die Vorgaben der eingereichten Arbeits- und Zeitpläne nicht eingehalten werden. Wir denken, dass kommunale Wärmeplanung und -umsetzung nicht von privatwirtschaftlicher Lithiumgewinnung abhängen darf. |
Bergrecht | Das aktuelle Bergrecht spielt privaten Claim-Besitzern in die Hände. Sie können sich für riesige Gebiete die Rechte sichern, sind weitgehend vor Konkurrenz geschützt und können die Bohr- und Förderrechte immer wieder mit überschaubarem Aufwand verlängern. | Das Bergrecht von 1982 kannte die Erdwärme noch nicht, deshalb muss das öffentliche Interesse an der Aufsuchung seitens des Landesamtes eine stärkere Berücksichtigung als bisher finden. Wir unterstützen Initiativen der Kommunen, politischen Druck aufzubauen und diese Problematik immer wieder zu thematisieren. Das Potential der Geothermie muss für kommunale Projekte nutzbar sein und ist nicht per se mit Lithiumgewinnung gleichzusetzen. Das muss in den Genehmigungsverfahren beachtet werden. Ein Präzidenzfall hierfür ist die Vergabe einer Aufsuchungserlaubnis durch das Bergamt Baden-Wurttemberg an die EnBW und die Stadtwerke Karlsruhe. |
Tiefe der Bohrungen | Vulcan Energy muss für den Lithiumbergbau bis zu 5.000 m tiefe Bohrungen durchführen. | Für Wärme muss man im Oberrheingraben nicht so tief bohren! Die BIGG befürwortet die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen inklusive Erdwärme aus Tiefen zwischen 400 und 2500 m. Dies reduziert das Erdbebenrisiko massiv. |
Lithium- abbau | Für die Lithiumgewinnung sind sehr hohe Förderraten von 60 bis 150 Liter pro Sekunde erforderlich. In Geinsheim und Haßloch plant Vulcan mit mehreren Bohrlöchern irrsinnige Fördermengen von 300 l/sec. Diese Wassermengen müssen wieder verpresst werden. Je höher die Fließraten und tiefer die Bohrungen desto höher die Erdbebengefahr | Wir präferieren eine Geothermieanlage für die Wärmegewinnung wie in Schwerin, die jüngst von Bundeskanzler Scholz eingeweiht wurde und nur einen Bruchteil dieser Fördermenge an Sole benötigt. Das Gestein muss nicht aufgebrochen werden. Das Erdbebenrisiko ist dadurch gering. |
Wasser und Grund- wasser | Für den Lithiumbergbau wird das Gestein hydraulisch aufgebrochen und Flüssigkeit mit Druck eingepresst. Ein Aufstieg von salinaren Formationswässern entlang von Störungs- und Schwächezonen in darüber liegende süßwasserführende Schichten ist nicht auszuschließen. Das Umweltbundesamt geht von einem Wasserverbrauch zwischen 300 bis 600 Kubikmeter Wasser für einen Frack aus. | Für mitteltiefe Geothermie um Wärme zu gewinnen ist kein Fracking und kein Frischwasser notwendig |
Lokation | Vulcan plant die Errichtung von Geothermie- Kraftwerken (und bis vor kurzem auch der Lithiumextraktionsanlagen) mitten auf fruchtbarem Ackerland nahe dem Wasserschutzgebiet Benzenloch. LKWs sollen große Mengen an Lithiumhaltigem Wasser zur Veredelung nach Frankfurt-Höechst fahren. | Nach Meinung der BIGG gehören solche Anlagen in ein Industriegebiet mit großem Abstand zum nächsten Wasserschutz- und Wohngebiet. |
Häuser-schäden | Vulcan führt breitflächig in der ganzen Vorderpfalz 3D-Seismik durch, was häufig zu Schäden an Immobilien führt. Allerdings ist es sehr schwierig für die Hausbesitzer das nachzuweisen. Die geplanten Geothermiekraftwerke fördern riesige Wassermenge und pressen diese wieder in den Untergrund. Dies führt erwiesenermaßen zu Erdbeben. Die Versicherungssumme ist lächerlich gering im Vergleich zu den potenziellen Schäden. | Wir präferieren kommunale Geothermieprojekte. Hier haftet die öffentliche Hand. Damit gibt es kein Insolvenzrisiko. Das Land sollte für Geothermieprojekte grundsätzlich die Haftung übernehmen, auch bei privaten Geothermiebetreibern und zwar zum Neuwert. S onst landen die Gewinne bei den Aktionären und die Verluste bei den einzelnen Hausbesitzern. |
Wärme- versorgung | Vulcan wirbt mit der Bereitstellung von Wärme für Neustadt und Haßloch. Uns liegt ein Quartalsbericht von Vulcan vor in dem keine Wärmegewinnung an den beiden Standorten vorgesehen ist. Ziel ist rein die Stromerzeugung. | Das ist ein weiterer Grund warum die BIGG kommunale Geothermieprojekte als einzig sinnvolle Lösung ansieht. Eine Aktiengesellschaft ist ihren Aktionären verpflichtet und hat vor allem das Ziel für diese nachhaltige Gewinne zu generieren. Die Auswirkungen auf die Region und die Wärmeversorgung der Anwohnergemeinden sind für sie nur Nebenaspekte. |
Geschäfts-modell | Vulcan sieht sein Geschäftsmodell darin, große Mengen an Lithium zu fördern und zu hohen Preisen an die Automobilindustrie zu verkaufen. Die Wärme ist nur wirtschaftlich wenig relevantes Abfallprodukt | Da mittlerweile Alternativen zur Lithium-Ionen- Batterie marktreif sind und der Lithiumpreis extrem schwankt, unterliegt das Geschäftsmodell Lithiumbergbau hohen Risiken. Daher dürfen sich Kommunen bei der Wärmeerzeugung nicht von solchen Privatunternehmen abhängig machen. |
2 Antworten
[…] wir die Planungen von Vulkan und zeigten wie sprunghaft diese sind. Danach wurde die Position der BIGG zu den verschiedenen Themen […]
[…] Option. Hier nähere Infos zu Risiken des Lithiumbergbaus und der Tiefengeothermie und zu unseren Positionen. Mittlerweile haben sich 92 Personen der BIGG angeschlossen und unterstützen unsere Ziele.Im […]