Wie glaubwürdig sind Vulcans Versprechen? Ein Faktencheck!

Geothermieanlage Insheim
Geothermieanlage Insheim

Geothermie Bohrungen

Vulcan stellt die Bohrungen als völlig problemlos dar. „Man verwende neueste Technik und habe aus der Vergangenheit gelernt“

Aber:

Vulcan Energy hat noch kein einziges Geothermiekraftwerk selbst gebaut, sondern lediglich zwei bestehende Anlagen übernommen.

Sie haben noch keine einzige Bohrung selbst gemacht, auch die eigens zu diesem Zweck gegründete Vercana GmbH nicht. Die Tochtergesellschaft der Vulcan Energie Ressourcen kaufte für die geplanten Bohrprojekte im Oberrheingraben zwei gebrauchte Bohranlagen. Diese waren jahrzehntelang in der Erdöl- und Erdgasförderung in Betrieb und müssen technisch überarbeitet werden. Man setzt also hier auf gebrauchtes, überarbeitungsbedürftiges Equipment und nicht auf die neueste Technik.

Und:

Warum gab und gibt es dann aber trotzdem immer wieder seismische Ereignisse z.B. am Standort Insheim? Vulcan hat diese Anlage 2022 gekauft. Seitdem ereigneten sich 11 Erdbeben, die auf den Betrieb der Anlage zurückzuführen sind. Die Erdbebenzahl am Geothermiekraftwerk Insheim beläuft sich aktuell auf 175 induzierte Ereignisse. Offensichtlich funktioniert die sogenannte „Ampel“ eben nicht…..

Warum passieren Vorfälle wie die mangelhafte Zementierung im Januar diesen Jahres in Graben Neudorf, wenn doch laut Vulcan Energy Tondichtungen und Zementation der Verrohrungen erprobte Methoden in der Bohrtechnik seien?


Betrieb der Geothermieanlagen

Vulcan erweckt den Eindruck als sei der Dauerbetrieb problemlos.

Aber:

Wie konnte es dennoch zu Bodenhebungen und Arsenbelastung im Grundwasser kommen, wie beispielsweise beim Geothermie Kraftwerk Landau?
Wie kann es sein, dass der Gefahrstoff Isopenthan aufgrund einer defekten Pumpe frei wurde und in der Umgebung verdampfte, wie beim Geothermie Kraftwerk Insheim?

Geothermiekraftwerk Insheim – Wikipedia

Störung im Geothermiekraftwerk Insheim: Anlage außer Betrieb – WELT

Warum fällt in der Geothermieanlage Holzkirchen ständig die Pumpe aus, wenn es doch laut Vulcan Pumpen neuester Technik gibt, die 5 Jahre und länger hält?

Schon wieder die Pumpe: Dritter Störfall innerhalb eines Jahres legt Geothermie Holzkirchen lahm (merkur.de)

Stillstand im Geothermiekraftwerk Holzkirchen: Achillesferse Pumpe | Informationsportal Tiefe Geothermie


Vulcan erweckt den Eindruck mit ihrem Ampelsystem hätten sie die Erdbebenaktivitäten unter Kontrolle. Vulcan plant mit einer Förderrate von 300 l/s bei 5 Bohrlöchern, das wären 60 l/s pro Bohrloch.

Aber:

Sowohl das Geothermie Kraftwerk Insheim als auch Landau führten und führen zu induzierten Erdbeben. Das letzte Erdbeben in Insheim wurde am 11.02.2023 ausgelöst. Obwohl dort – wie in Landau – schon mit gedrosselter Leistung gearbeitet wird, scheint man das Problem – trotz des immer wieder viel gelobten Ampelsystems – nicht im Griff zu haben.

Und selbst wenn die Ampel auf Rot steht, wird der Betrieb nicht automatisch gestoppt, sondern der Betreiber entscheidet über die Abschaltung.

Und selbst eine Abschaltung stoppt die einmal ausgelöste Aktivität in 4000 Meter nicht einfach so. Erdbeben können lange nach Betriebsende noch auftreten.


Vulcan behauptet, die Radioaktivität in Thermalwasser ist sehr gering und Thermalwasser sei vergleichbar mit einem Glas Wasser und einem Löffel Salz darin.

Aber:

Wie unkritisch ist das Tiefenwasser wirklich?

Bei der Nutzung von Tiefenwässern zur Energiegewinnung (Tiefe Geothermie) kommen im Wasser gelöste, natürliche Radionuklide an die Erdoberfläche. Erhöhten Gehalt an natürlicher Radionuklide entstehen vor allem bei der Nutzung von Tiefenwässern mit einem hohen Salzgehalt. Diese hohen Konzentrationen treten in einigen Tiefenwässern aus Norddeutschland und aus dem Oberrheingraben auf, wo die Tiefenwässer hochmineralisiert sind. Hier liegen die Radiumaktivitäten um mehrere Größenordnungen über denen deutscher Trinkwässer und den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgeschlagenen Grenzwerten.

Durch die großen geförderten Wassermengen bei der Tiefengeothermie können sich die radioaktiven Substanzen u.a. an den Bauteilen ablagern (sogenannte Scales). Das größte Problem entsteht bei Fällungen von Radium, denn schon kleinste Mengen können, vom Körper aufgenommen, Krebs auslösen (häufigste Krebsart ist Knochenkrebs).

Neben den Radiumnukliden belegen Wasseranalysen des Tiefenwassers unweit von Geinsheim den Nachweis von Kalium (radioaktiv), Rubidium (radioaktiv), Cäsium (radioaktiv), Strontium (radioaktiv), Barium (radioaktiv), Arsen (giftig), Ammonium (giftig), Bromit (giftig), …..

Es ist unumstritten, dass es bei Geothermie Projekten zu Zwischenfällen kommt. Dies zeigen nicht nur Vorfälle in der Vergangenheit, sondern auch laufende Projekte.

Trotz angeblicher neuester Technologie, erprobte Methoden und dem angeblichen „Lernen aus Fehlern“ können weder Seismizität noch Leckagen, Austritt von giftigen Dämpfen und Verseuchung von Grundwasserleiter nicht ausgeschlossen werden. Das Risiko, dass durch den Kraftwerksbetrieb Erdbeben ausgelöst werden und die Rohrleitung beschädigt wird, ist ebenfalls nicht auszuschließen.


Lithiumfabrik

Vulcan behauptet die Laboranlage zur Lithiumextraktion um Faktor 500 größer in Geinsheim bauen und den Produktivbetrieb 2025 starten zu können.

Aber:

Vulcan betreibt erstmals seit Anfang 2022 ein eigenes Tiefengeothermiekraftwerk. Es handelt sich um das bereits seit 2012 bestehende TG-Kraftwerk in Insheim, das Vulcan käuflich erworben hat und unter der neuen Firmenbezeichnung „Natürlich Insheim GmbH“  betreibt. Horst Kreuter hat mit seinen bisherigen Firmen noch kein eigenes Tiefengeothermieprojekt vollständig realisiert und gleichzeitig das Kraftwerk im Anschluss selbst betrieben. Die Aussagen des Unternehmens zur Anzahl und Größe der geplanten Anlagen ändern sich ständig und sind schlicht gesagt völlig intransparent.  


Vulcan behauptet für den Prozess sehr wenig Grundwasser zu brauchen.

Aber:
Zum einen variieren auch hier die von Vulcan genannten Zahlen sehr stark. Zum anderen spricht die Wissenschaft und Forschungsinstitutionen wie z.B. das KIT von einem weit höheren Frischwasserverbrauch. Wem kann denn wirklich Glauben geschenkt werden? Hier ein interessante Analyse der BIGG dazu


Vulcan behauptet, 40.000 Tonnen Lithium pro Jahr und somit den Bedarf von ganz Deutschland und zusätzlich 25% des Europäischen Marktes decken zu können.

Die bisherigen Aussagen von Vulcan basieren auf Annahmen, für die es in der Praxis keinerlei verlässlichen Beweise gibt.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) forscht ebenfalls an einer möglichen Lithiumgewinnung aus Tiefenwasser. Die bisherigen Untersuchungen haben ergeben, dass der Lithiumgehalt im Oberrheingraben einen Anteil von ca. 150 mg pro Liter habe. Entscheidend ist aber nicht nur die Konzentration, sondern auch die Flussrate.

Das KIT spricht unter günstigen Umständen von einer Lithiumgewinnung von jeweils bis zu 400 Tonnen Lithium pro Jahr in den Anlagen in Insheim, Landau und Rittershoffen.  Insgesamt wäre es theoretisch möglich, jährlich etwa 3000 – 4000 Tonnen Lithium aus allen Geothermie Anlagen Deutschlands zu gewinnen. Das decke aber lediglich 13% des jährlichen Bedarfs der derzeit in Deutschland geplanten Batteriezellenproduktion. Außerdem seien diese Zahlen unter besonders optimistischen Annahmen berechnet worden. Sie funktionieren zwar aus geothermischen Solen im Labor sehr gut, seien aber großtechnisch weitgehend unerprobt.

Nach Aussagen der KIT-Wissenschaftler bedarf es mindestens 37 Geothermie Anlagen mit idealen Bedingungen, um den geplanten Bedarf in Deutschland zu decken. Bislang ist es weltweit noch nicht gelungen, Lithium in kommerziellen Mengen aus Tiefenthermalwasser zu extrahieren. Die Technik werde seit 50 Jahren erforscht. Zur Marktreife habe sie noch niemand entwickeln können.

Deutschland: Lohnt sich Lithium-Gewinnung für E-Mobilität hierzulande? (faz.net)

Grenzen der Lithiumgewinnung aus Geothermie | SOLARIFY

KIT: Lithium-Gewinnung in Deutschland mit begrenztem Potenzial – pv magazine Deutschland (pv-magazine.de)

Lithiumhype am Rhein – Chancen und Risiken – Planet Wissen – Sendungen A-Z – Video – Mediathek – WDR (planet-wissen.de)


Versicherung

Vulcan behauptet, die Schadensregulierung wäre geregelt. Es gäbe eine Direktabwicklung von Kleinschäden, eine eingesetzte Ombudsperson für eine schnelle Abwicklung von Schäden bis 250.000,-€ und dass eine Haftpflichtversicherung für größere Schäden abgeschlossen würde.

Aber:

Vulcan plant die Deckungssumme von 25 Mio. je Versicherungsfall, beschränkt auf 50 Mio. je Versicherungsjahr für das Gesamtpaket zu vereinbaren, sodass alle Versicherungsfälle sich diese Versicherungssumme teilen. Bei dem Plan der Vulcan Energie Ressourcen, den Oberrheingraben mit Tiefengeothermiewerken zuzupflastern, eine Rechnung, die nie Zugunsten der Geschädigten ausgehen kann.

Unterm Strich verspricht Vulcan viele Dinge, die nicht rechtsverbindlich sind. Die Versicherungssummen sind viel zu gering, Vulcan kann jeden Schadenfall selbst anzweifeln.

Zudem entscheidet Vulcan, wer als Vertrauensperson in Betracht kommt, und ob und inwieweit Vulcan bereit ist, der Vertrauensperson überhaupt Entscheidungsbefugnisse einzuräumen.

Die Haftpflichtversicherung rechnet auf Grundlage von Gesetzen und Rechtsprechungen ab, Abzüge von 50% sind eher die Regel. Tatsächlich dauert es Jahre, bis ein Schaden beglichen wird oder eben nicht (Prozesse).


Wärmewende

Vulcan wirbt mit Wärmelieferung für Neustadt und Haßloch.

Aber:

Aus dem Quartalsbericht 1/23 ist eindeutig zu entnehmen, dass weder für Neustadt noch für Haßloch eine Wärmelieferung vorgesehen ist, sondern man an diesen beiden Standorten rein auf Stromerzeugung setzt.

Darauf angesprochen wollte der Vulcan-Vertreter beim Bürgergespräch am 24. April diesen Jahres keine Stellungnahme abgeben. Warum auch, entscheidend für positive Stimmung ihres Vorhabens gegenüber ist, sich den Gemeinden und Kommunen mit der schwierigen Umsetzung der Klimaziele als der Retter in der Not zu präsentieren. Interessanterweise sind die entsprechenden Passagen im neuen Quartalsbericht 2/2023 gänzlich verschwunden


Fazit

Alle bisherigen Aussagen und Versprechen von Vulcan basieren auf Annahmen, für die in der Praxis verlässliche Beweise fehlen. Hierzu gehören Lithiumkonzentrationen, Fördermengen, Fließraten, Bau und Betrieb des Kraftwerks, Risiken und Gefahren, Wärmelieferung.

Das ganze Projekt und die positiven Prognosen von Vulcan im Oberrheingraben enorme Mengen an Lithium zu fördern, basieren auf Wunschdenken und sind eher durch die Zahlen im Businessplan begründet.

Man muss unwillkürlich an die Aussage des Haßlocher Bürgermeisters Tobias Meyer denken:

„Aber es gilt der alte mahnende Spruch der Großmutter, dass man dennoch nicht jedem windigen Glücksritter Glauben schenken darf“


Autorin: Ariane Stachowsky

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Eine Antwort

  1. 25. Juni 2023

    […] Hier ein Faktencheck zu den Versprechen der Vulcan. […]

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