Under Cover Bericht von Vulcans Dialog mit Lokalpolitikern

Vulcan-Veranstaltung in Maikammer

Am 15.3.2022 fand in Maikammer ein sogenannter Beteiligungs-Workshop  von Vulcan zum Thema 3D-Seismik Ludwigsland statt. Eingeladen waren Lokalpolitiker und Lokalpolitikerinnen und Verbandsvertreter, Verwaltungen und Unternehmen aus der Region.


Ein Teilnehmer – nennen wir ihn Max* – gab uns danach anonym dieses Interview zum Ablauf der Veranstaltung und wie Vulcan versucht die Bürgermeister, Ortsvorsteher und Gemeinderäte für sich einzunehmen.

Worum ging es bei der Veranstaltung?

Max: Konkret ging es um die geplante 3D-Seismik in der Südpfalz. Vulcan Energy fährt mit Rüttelfahrzeugen durch die Weinberge und Gemeinden, um den Untergrund zu analysieren. Ziel ist es geeignete Stellen für Tiefe Geothermie Anlagen zu finden. Das Rütteln besorgt Anwohner, Landwirte und Weinbauern, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Schäden an Gebäuden und Wirtschaftswegen alleine durch das Rütteln entstehen. Einige Gemeinden haben Vulcan das Rütteln auch schon untersagt. Offensichtlich sieht Vulcan die Gemeindevertreter als Multiplikatoren und versucht sie in ihrem Sinne zu beeinflussen.  Zu Anfang wurde betont, dass das Unternehmen so ein Dialog-Format nicht anbieten müsste. Mein Gedanke dazu: das machen sie nicht selbstlos. Das ist Strategie.

Wie argumentierte Vulcan auf der Veranstaltung?

Max: Zuerst gab es einen Dialog zwischen dem Vulcan-Geschäftsführer und dem Moderator. Der Geschäftsführer sprach von den Verbindungen zur Autoindustrie, Opel baue eine Batteriefabrik in Kaiserslautern und es sei charmant, das Lithium aus der Pfalz zu verwenden. Überall entstünden Batteriefabriken. Die Anmerkung einer Teilnehmerin, dass mittlerweile erfolgreich an Batterien ohne Lithium geforscht wird, wurde einfach vom Tisch gewischt. Es wurde von der Möglichkeit der Wärmenutzung gesprochen, allerdings müssten die Städte und Gemeinden die Kosten tragen um diese nutzen zu können. Vulcan sorgt nicht für die Wärmenetze, das müssten die Kunden tun. Der Wärmenetzbau werde ja auch subventioniert. Ich dachte nur, wie geschickt Vulcan inzwischen vorgeht, indem sie Städte und Gemeinden mit der Wärme locken um selbst das Lithium zu vergolden. Es fiel der Satz: „Das sei ein Schatz, den sollten wir nutzen“.

Vulcan habe 270 Mio. € an der australischen Börse eingesammelt, Stellantis, Renault, VW und eine koreanische Firma haben 50 Mio. € in Vulcan investiert und sie hätten 20.000 Kleinaktionäre. Mich beschlich das Gefühl, dass gutgläubigen Menschen Versprechen gemacht werden, die nicht zu halten sind.

Wie geht Vulcan mit den Risiken der Tiefen Geothermie wie Erdbeben, Lärm, Wasserschutz, Verkehr um?

Max: Sie reden sie einfach klein. Der Geschäftsführer sieht keine Sicherheitsrisiken. Vulcan hätte dazugelernt, sie erkunden jetzt den Untergrund besser, und durch reduzierte Drücke verringert sich auch das Erdbebenrisiko. Außerdem sei der Schutz des Trink- und Grundwassers gewährleistet. Er sagte wortwörtlich: „Es ist sicher, wir wissen, wie es geht“. Und immer wieder wurde betont, dass das alles CO2-frei abläuft. Ich stelle das grundsätzlich infrage. Der Schwerlastverkehr, der jeden Tag das Lithium nach Frankfurt bringen muss, ist noch lange nicht so weit. Und die Wärme die zur Abkühlung des Thermalwassers über die Lüfter in die Luft geblasen wird trägt genauso zur Erderwärmung bei wie die Treibhausgase.

Der Geschäftsführer von Vulcan machte sich nicht einmal die Mühe konkrete risikomindernde Maßnahmen zu erläutern, sondern wiederholte Mantra artig, alles sei sicher und langjährig erprobt. Für eventuelle Schäden beim Rütteln könnte Geld auf einem Konto zur Verfügung gestellt werden, erläuterte ein Bürgermeister Es war von 60.000€ die Rede. Angeblich passiert da nichts, sagten sie. Aber wenn nur eine alte Scheune durch Rütteln zusammenfällt, dürften die gleich verbraucht sein.

Haben die Gemeindevertreter denn keine kritischen Fragen gestellt?

Max: Vulcan hat sie mit ihrer „Alles Easy und Save“-Propaganda eingelullt. Es wurden keine Fragen gestellt, die die Tiefe Geothermie mit Lithiumbergbau infrage gestellt hätten oder auf die Gefahren oder Unannehmlichkeiten abgezielt hätten. Die Fragen gingen eher in Richtung Umsetzbarkeit. Was kostet die Wärme, wie ist der Stand der Verfahrensentwicklung, wie lange wird das Lithium gefördert werden können, welche Sicherheiten bietet Vulcan den Bürgern, damit sich nicht gleich wieder eine BI gründet, welcher Platzbedarf ist nötig, wie kann man die Gemeinderäte überzeugen, wie viel Standorte sind geplant, wie viele sind Standorte sind wirtschaftlich für die Lithiumgewinnung?
Insgesamt hatte ich den Eindruck, die Teilnehmer hatten nur wenig Hintergrundinformationen zu den realen Risiken der Tiefen Geothermie und des Lithiumabbaus für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen.  Und wenn dann wirklich eine kritische Frage gestellt wurde, wurde sie von Vulcan smart und ohne Inhalt „beantwortet“ in Gänsefüßchen.

Sieht aus, als wäre die Veranstaltung von Vulcan sehr gut vorbereitet worden

Max: Es gab ansprechende Vorträge, bunte Folien und viel Informationsmaterial. Die Kommunikationsabteilung von Vulcan macht das wirklich ordentlich. Auffallend waren die Ausführungen des Bürgermeister Landau Land, der der Geothermie äußerst positiv gegenübersteht und ausschließlich positive Aspekte hervorhob. Das hätte auch ein Vulcan-Mitarbeiter nicht besser machen können. Auch ein BUND-Mitglied äußerte sich: „die Wärme ist wertvoller, je höher die Temperatur ist, Tiefe Geothermie auf jeden Fall ja, Lithium steht an erster Stelle im Periodensystem, kleiner geht’s nicht.“ Für mich sind das einseitige Aussagen, die die Dimension dessen was da geschieht nicht erfassen.


Was nimmst du mit von der Veranstaltung?
Max: Vulcan betreibt professionelle Propaganda. Sie binden die Bürgermeister und Amtsträger nun schon ins Rütteln mit ein, damit sie später nicht dagegen sein können. Sie stellen die Wärme in den Vordergrund und versuchen ein rosarotes Bild zu malen.

Bei mir bleibt ein fader Beigeschmack. Es ist einfach nicht seriös, alle Risiken und Nachteile herunter zu spielen und dazu auch keinerlei Informationen zu geben.  Dazu gibt es zu viele negative Vorfälle zum Beispiel in der Orthenau, wo tausende Immobilienbesitzern auf ihren Schäden sitzen bleiben.

Wie die Bevölkerung die Sache sieht, wenn sie gut informiert wird, zeigt der Bürgerentscheid in Waghäusel, wo sich 73% gegen die Tiefe Geothermie ausgesprochen haben. Ich sehe alle Gemeindevertreter in der Pflicht sich nicht von einem börsennotierten Unternehmen vereinnahmen zu lassen und sich intensiv über alle Aspekte also Vor- und Nachteile der Tiefen Geothermie und des Lithium-Bergbaus zu informieren.

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