Bürgergespräch – Doch keine Wärme für Neustadt?

Foto: Ariane Stachowsky

Am 24.4.2023 fand das „Bürgergespräch“ statt, zu dem die Ortsvorsteherin Sabine Kaufmann den Oberbürgermeister Marc Weigel, Vertreter der Vulcan Energie Ressourcen GmbH, die BIGG und alle Bürger von Geinsheim eingeladen hatte.

Sabine Kaufmann bedankte sich in ihrer Begrüßungsrede, dass so viele Gäste gekommen waren. Die Bestuhlung in der Festhalle reichte nicht aus, etliche der mehr als 300 Interessierten mussten stehen.

Nachdem der Moderator Peter Röther den Ablauf der Veranstaltung skizzierte, präsentierte der Geschäftsführer Thorsten Weimann das Vorhaben des Unternehmens Vulcan Energie Ressourcen GmbH eine Großindustrielle Geothermieanlage mit Lithiumförderung zu bauen. Dabei betonte er, dass der australische Mutterkonzern, die Vulcan Energy nur 7 Mitarbeiter beschäftige, während die deutsche Tochter derzeit 300 Mitarbeiter habe. Im Publikum wurde angemerkt, dass eine GmbH lediglich mit 25.000 € hafte.

Zur Überraschung aller Beteiligten, stellte Herr Weimann einen Plan B vor was den Standort der Geothermie- und der Lithiumextraktionsanlage betraf. Laut diesem Plan, dessen Wahrscheinlichkeit zur Verwirklichung er aber offenließ, plane das Unternehmen „nur“ noch eine Bohrstelle auf dem besagten Areal zwischen Geinsheim und der Fronmühle.

Was das Unternehmen dazu veranlasst hat nun zweigleisig zu fahren, lässt sich nur vermuten. Möglicherweise beruht der Sinneswandel auf dem entgegengebrachten Widerstand der Bevölkerung und der BIGG. Dennoch birgt auch lediglich die Bohrung Risiken wie Erdbeben und Grundwasserverschmutzung.

Herr OB Weigel versicherte im Sinne der Bürger handeln zu wollen. Zwei Rahmenbedingungen erschweren ihm allerdings die Handlungsfreiheit. Zum einen hat sich die Vulcan Energie Ressourcen GmbH u.a. das gesamte Areal der Neustadter Gemarkung als Aufsuchungsgebiet beim Landesamt für Bergbau gesichert, sodass kein anderes Unternehmen die Möglichkeit hat Erdwärme zu nutzen und zum anderen müssen die Kommunen bis 2045 CO2-neutral werden. Prinzipiell wäre nämlich ein mitteltiefes Geothermiewerk am Stadtrand mit erheblich weniger Risiken eine Lösung für die Kommune. Doch das ist aufgrund des veralteten Bergrechtes nicht möglich. Wenn die Stadt an der versprochenen Wärme partizipieren möchte, ist sie quasi gezwungen sich mit Vulcan zu einigen. Derzeit läuft allerdings eine Machbarkeitsstudie, die alle Möglichkeiten von alternativen Energien prüft. Die BIGG fordert weiterhin eine Umweltverträglichkeitsprüfung.

Ariane Stachowsky von der BIGG stellte anschließend die Risiken der tiefen Geothermie in Verbindung mit der Lithiumgewinnung in den Mittelpunkt ihrer Präsentation. Demnach gibt es keine ausreichende Regulierung von Schäden an den Immobilien zum Zeitwert und die Bürger müssen in Vorleistung treten. Weiterhin zitierte sie den Quartalsbericht des Unternehmens, in dem für das Gebiet Taro die Wärmeproduktion mit 0 angegeben ist. Die Erklärung von Herr Weimann, dass die Zahlen den derzeitigen Zustand wiedergeben, lässt allerdings zweifeln, da das gleiche Gebiet eine Stromproduktion ausweist. Zweifler könnten schlussfolgern, dass die Vulcan Energie Ressourcen GmbH nicht vorhat mit der Anlage Wärme zu produzieren, sondern alles in Strom umwandelt.

Foto: Ariane Stachowski

In der anschließenden Fragerunde konnten die Bürger den Referenten ihre Fragen stellen. Hierbei wurden Fragen zur Energieausbeute, zu der Wahrscheinlichkeit von Plan B, zu den Pipelines in denen das hoch reaktive Solewasser transportiert wird, zur Gefahr der Verschmutzung des Trinkwassers, zum Wasserverbrauch, zu der Möglichkeit des Scheiterns des Vorhabens und den Konsequenzen, gestellt.

Herr Weigel versicherte abschließend, dass er sich sehr wohl der Risiken bewusst ist und die Bürger höre und sagte umfassende Prüfung zu.

Autorin: Dr. Jutta Steinmüller

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