Risiken und Gefahren für uns Anwohner

Hoffentlich halten sich die Erdbeben in Grenzen

Die australische Firma Vulcan Energy Resources plant, wie am 26. September 2022 in der Bürgerversammlung kommuniziert, eine 80.000 qm große Geothermie- und Lithiumextraktionsfabrik. Ziel ist die Gewinnung von Lithium für die Automobilindustrie. Es sind 6 Bohrungen von Anfang 2023 bis Juni 2025 geplant.

Die Geothermie- und Lithiumfabrik  soll nördlich von Geinsheim zwischen der B39 und der Fronmühle liegen. Ganz genau wissen das nur die Bauherren aus Australien. Die Abstände zur nächsten Wohnbebauung sind zu gering und liegen unter 1.000 m. Vermutlich reicht die Anlage bis wenige Meter an die Häuser der Hahnenruh und Familie Schibel heran. Auch die Häuser im Norden von Geinsheim liegen unter 1 km entfernt. Warum das wichtig ist, dazu später mehr.



1. Lärm

Durch den Betrieb von Geothermiekraftwerken entstehen gleichförmige Geräusche, die ganztägig und ganzjährig sowie durch ihre Frequenzen zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger führen können. Vor allem die Lüfter erzeugen tieffrequenten Lärm (Körperschall).

TIEFE GEOTHERMIE VORDERPFALZ – Konfliktklärung durch Mediation
Foto: Ariane Stachowsky

Mindestens zwei Jahre lang ist mit Bohrlärm zu rechnen, gefolgt von Baulärm. In der Betriebsphase laufen Tag und Nacht riesige Lüfter, um den lithiumhaltigen Wasserdampf auf 80 Grad für die Lithiumextraktion herunter zu kühlen. Besonders der tieffrequente Infraschall ist zu tiefst beunruhigend. Hier eine Studie des Robert Koch Instituts zur schädlichen Wirkung für den Menschen. In der Mediation wurde daher empfohlen einen Mindestabstand von 1 Kilometer zur Wohnbebauung einzuhalten. Dies ist am geplanten Standort nicht der Fall.


2. Erdbeben

Im Untergrund gibt es vielfach Spannungen. Entlang von Rissen im Gestein berühren sich solche gespannten Schichten. Wird Wasser in den Riss gedrückt, können sie sich bewegen, es kommt zum Bruch. Bei genügender Größe kann sich dieser als Erdbeben auswirken

TIEFE GEOTHERMIE VORDERPFALZ – Konfliktklärung durch Mediation

Tiefe Geothermie birgt grundsätzlich das Risiko von Erdbeben. Durch das Hochpumpen von Thermalwasser und dem Einpressen des Wassers an einer anderen Stelle ändern sich die Druckverhältnisse an den Bohrlandepunkte und der Untergrund kommt in Bewegung.

So gab es zum Beispiel in Insheim, wo Vulcan Energy eine Pilotanlage zur Lithiumgewinnung betreibt, zwischen 2009 und 2022 laut der Bürgerinitiative Landau 164 geothermieinduzierte Erdbeben. Vulcan Energy plant in Geinsheim eine deutlich größere Anlage als in Insheim. Die Vermutung liegt nahe, dass es bei uns eher zu mehr als weniger Erdbeben als in Insheim kommt, da die geplante Anlage deutlich größer ist


3. Schäden an Immobilien

 

Gebäudeschäden kann man nicht ausschließen. Und bislang bemühen sich Geschädigte oft erfolglos um Schadenersatz. Sie müssen nachweisen, dass ihr Schaden eindeutig durch das Geothermiekraftwerk entstanden ist („Kausalität“). Erst dann zahlt die Haftpflichtversicherung des Anlagenbetreibers eine Entschädigung. Diese bezieht sich jedoch nur auf den Zeitwert. Dies will die Mediation ändern


TIEFE GEOTHERMIE VORDERPFALZ – Konfliktklärung durch Mediation

Erdbeben führen immer wieder zu Schäden an Häusern. Risse sind nichts ungewöhnliches. Dummerweise schließen die private Gebäudeversicherungen die Schäden wegen geothermiebedingter Erdbeben aus.

Jetzt argumentiert Vulcan Energy, sie habe eine entsprechende Versicherung, die diese Schäden abdeckt. Leider kennt niemand außer den Vertragspartnern die Details der Versicherung, was bezahlt wird und was nicht. Oft bezahlen Versicherungen von Geothermieunternehmen nur auf Basis des Zeitwerts, so dass viele Hausbesitzer auf einem Großteil der Kosten sitzen bleiben.

Vulcan Energy argumentiert darüber hinaus, mit dem Eigenkapital das die Firma an der Börse aquiriert hat und zur Schadensbeseitigung eingesetzt werden könne. Andererseits werden ettliche Lithiumanlagen gleichzeitig projektiert und in Angriff genommen. Der Gedanke liegt nahe, dass das Unternehmen voll ins Risiko geht und bei Erfolg weiteres Kapital am Aktienmarkt einsammeln will. Darum sehen wir den Hinweis des Unternehmens auf das Eigenkapital bei einem größeren Erdbebenereignis skeptisch.

Angenommen ein Immobilienbesitzer hat Schäden, dann stellt sich immer noch die Frage, ob er sich wirklich juristisch mit einem internationalen Unternehmen oder seiner Versicherung anlegen will. Darüber hinaus erleiden die Anwohner einen erheblichen Wertverlust ihrer Immobilien.

Hier ein Beitrag aus der BNN, wie Hausbesitzer in der Orthenau und im Elsass bisher wenig erfolgreich, um die Behebung ihrer Schäden kämpfen


4. Grundwasser

Das Wasser in 3 Kilometern Tiefe ist nicht nur heiß, es enthält auch jede Menge Schadstoffe: Schwermetalle, Salze und unter Umständen auch radioaktive Stoffe und – wenn Erdöl in der nähe ist, auch organische Schadstoffe. Auch wenn es umgehend wieder dorthin zurückgeführt wird, wo es herkommt: Das schadstoffbelastete Wasser durchläuft in den Bohrungen auf seinem Weg an die Oberfläche grundwasser führende Horizonte, die mitunter für Trinkwasserzwecke genutzt werden.


TIEFE GEOTHERMIE VORDERPFALZ – Konfliktklärung durch Mediation

Das Grundwasser ist ein wichtiges Gut und essentiell in unserer Region. Bauern, Winzer, Fußballverein, Tennisverein, Golfclub und auch wir Bürger brauchen einwandfreies Grundwasser. Nicht umsonst gibt es einige Wasserschutzgebiete im Gäu. Jetzt wird uns von verschiedenen Beteiligten Glauben gemacht, das Bohren und die Förderung des lithiumhaltigen Wassers sei weitgehend risikolos. Wir sind skeptisch.

Es werden große Menge des Thermalwassers in den Boden gepresst. Niemand kann ausschließen, dass dieses Wasser durch verschiedene Gesteinsschichten wandert und doch mit dem Grundwasser in Kontakt kommt.

Ein größeres Erdbeben könnte zu Undichtigkeiten an den Förderrohren führen und eine Verbindung zwischen Grundwasser und Thermalwasser herstellen.

Auch im Betrieb der Anlage kann es zu Störfällen kommen und Thermalwasser austreten.

Ein anderer Aspekt ist der Wasserverbrauch. Auf der Bürgerversammlung hieß es, der Betreiber brauche kaum Grundwasser. Wer sich näher damit beschäftigt, stellt fest, dass allein schon beim Bohren zur Kühlung des Bohrkopfs größere Mengen Wasser benötigt werden. Was passiert, wenn der Betreiber der Anlage plötzlich feststellt, dass er doch signifikante Menge an Grundwasser benötigt? Geht das dann zu Lasten der Landwirtschaft, Natur oder von anderen Verbrauchern?


5. Störfälle

Neben dem Tiefenwasser gibt es weitere Stoffe in Geothermiekraftwerken, die gefährlich werden können. So ist das als Wärmeträger eingesetzte Isopentan explosiv und brennbar.


TIEFE GEOTHERMIE VORDERPFALZ – Konfliktklärung durch Mediation

Neben Explosionen sind natürlich auch andere Störfälle möglich. So gab es bei der Pilotanlage in Insheim Störfälle mit Dampfaustritt. Da das Thermalwasser radioaktiv und auch giftig sein kann, sehen wir als großes Risiko an. Die Winzer wollen sicher keinen entsprechenden Niederschlag auf ihren Weintrauben und wer weiß was noch kontaminiert wird.

Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass es wie in Landau geschehen zu Hebungen oder Senkungen kommt. Auch das kann erhebliche Schäden an Immobilien nach sich ziehen.


6. Rückbau

Bei aller Euphorie bei einigen Politikern bezüglich der Lithiumgewinnung mit dem Abfallprodukt Fernwärme, besteht durchaus das Risiko, dass die Lithiumförderung aus wirtschaftlichen Gründen beendet werden muss. Zum einen könnte in einigen Jahren der Lithiumpreis unter den notwenigen Preis fallen und die Anlage still gelegt werden. Das Gleiche gilt auch, wenn der Lithiumgehalt im Wasser zu niedrig ist oder zu viele Störfälle, wie zum Beispiel Erdbeben, auftreten. Die Batterietechnik macht aktuell Fortschritte, möglicherweise sinkt der Lithiumbedarf schon dadurch in wenigen Jahren. Theoretisch ist auch eine Insolvenz des Betreibers möglich. Das ist ja im Oberrheingraben mit einigen Geothermie-Firmen so gelaufen.

Dann steht eine Industriebrache direkt vor den Toren von Geinsheim und wer bezahlt dann den Rückbau? Entweder die Allgemeinheit oder die Industriebrache bleibt uns erhalten.

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