Erdbeben nach Tiefengeothermie-Tests in Graben-Neudorf
Am Wochenende des 15. November 2025 wurde die Region um Graben-Neudorf aus der Ruhe gerissen. Eine Serie induzierter Erdbeben erschütterte den Untergrund, wobei das stärkste Ereignis eine Magnitude von 1,6 erreichte und eine rechnerische Maximalintensität von 2,2 aufwies. Anwohner berichten von vibrierenden Tischen, dumpfem Grollen und Wellenbewegungen in Kaffeetassen zeugen davon, dass die neue Tiefengeothermie-Anlage der Deutschen Erdwärme spürbare Auswirkungen auf das tägliche Leben hat.

Besonders alarmierend ist, dass mit diesen Beben erstmals die „Gelb“-Stufe des seismischen Ampelsystems erreicht wurde. Dies signalisiert eindeutig, dass der Untergrund auf die laufenden Eingriffe reagiert. Die Ursache liegt in den derzeitigen hydraulischen Stimulationen. Um die Durchlässigkeit des Gesteins in über vier Kilometern Tiefe zu erhöhen, pressen die Betreiber Wasser mit einem enormen Druck von 100 Bar in das Reservoir. Allein zum Start der Testreihe wurden 700 Kubikmeter injiziert, insgesamt sind 45.000 Kubikmeter geplant. Das physikalische Ziel ist dabei identisch mit dem Prinzip der umstrittenen Fracking-Technologie: Durch hohen Druck werden Klüfte im Gestein gewaltsam geöffnet oder reaktiviert.
Diese aggressive Vorgehensweise weckt in der Region böse Erinnerungen und zieht eine unvermeidliche Parallele zu den Ereignissen in Landau. Landau steht symbolisch für die Risiken der Tiefengeothermie im Oberrheingraben. Auch dort führten ähnliche Druckinjektionen und der Betrieb von Anlagen zu induzierten Erdbeben, die Risse an Gebäuden verursachten und das Vertrauen der Bevölkerung nachhaltig erschütterten. Die aktuellen Geschehnisse in Graben-Neudorf scheinen dieses Muster zu bestätigen: Der Oberrheingraben ist eine der tektonisch aktivsten Zonen Deutschlands. Der Untergrund steht hier unter natürlicher Spannung und ist von zahlreichen Störungen durchzogen.
Dass in Graben-Neudorf bereits wenige Tage nach Beginn der Tests und kurz nachdem das Bergamt die Grenzwerte für Druck und Wassermengen erhöht hatte, die Erde bebt, zeigt die extreme Sensibilität dieser geologischen Zone. Genau wie damals in Landau reagiert der tiefe Untergrund fast unmittelbar auf die Druckveränderungen. Die politische Darstellung der Geothermie als risikofreie und beherrschbare Technologie steht damit erneut im harten Kontrast zur geologischen Realität.

