Klappt die Vulcan-Finanzierung über 2,2 Mrd.€ ?
Vulcan Energy hat große und verdammt teure Pläne. Vulcan-Chef Cris Moreno und Vorstand Christian Freitag nannten gegenüber dem Manager Magazin am 08.11.2024 den Kapitalbedarf: „Der Finanzbedarf des 2018 gegründeten deutsch-australischen Unternehmens beläuft sich mittlerweile auf 1,9 Milliarden Euro, einschließlich Finanzierungskosten. Im ersten Quartal [2025] sollen die benötigten Mittel gesichert sein. Von einer Handvoll Investoren werde Vulcan mehr als 600 Millionen Euro Eigenkapital einsammeln, erklärte Freitag. Die übrigen 1,3 Milliarden Euro fließen über Darlehen von Banken – darunter auch die europäische Förderbank EIB, die eine halbe Milliarde Euro in Aussicht gestellt habe„
Mittlerweile hat sich der Finanzbedarf auf 2,2 Mrd. Euro erhöht.

Man sollte vermuten, dass die Banken bei solchen Summen vorsichtig sind, da erhebliche Risiken vorhanden sind. Die von Vulcan Energy entwickelten Verfahren sind noch nirgends im industriellen Maßstab umgesetzt worden. Vulcan ist im Bergbau unterwegs. Auch wenn vor dem Bohren aufwändige Bodenanalysen gemacht werden, kann die Bohrung fehlschlagen, man kann nicht fündig werden oder der Lithiumgehalt im Wasser kann für eine wirtschaftliche Ausbeutung zu niedrig sein. Die Bohrung kann undicht werden, wie beim Geothermiekraftwerk von GEOX in Landau. Möglicherweise muss die Anlage wegen Erdbeben endgültig oder zumindest längere Zeit stillgelegt werden. Vielleicht verringert das zurück gepumpte Wasser den Lithiumgehalt nach einiger Zeit soweit, dass die weitere Förderung unwirtschaftlich wird.
Außerdem ist der Preis für ein Kilogramm Lithiumhydroxid in letzter Zeit um über 85% gefallen von 77 € im November 2022 auf aktuell etwas über 8€ (Stand 25.09.2025). Er lag auch schon bei knapp über 5 €. Dieser Preissturz vermindert die Wirtschaftlichkeit des ganzen Projekts ganz erheblich.
Das Unternehmen meldet trotzdem einige Erfolge bei der Kapitalaquisition:
12.11.2024: Vulcan erhält 100 Millionen Euro Förderzusage für das Projekt zur Wärmeversorgung in Landau
„Vulcan Energie erhält eine staatliche Förderzusage in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro für das HEAT4LANDAU-Projekt, mit dem die Fernwärmenetze in Landau, Rheinland-Pfalz dekarbonisiert werden sollen. Das Projekt beinhaltet die Errichtung der Infrastruktur zur Erzeugung und die Bereitstellung von bis zu 255 MW Erdwärme. Die Fördergelder wurden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie aus der europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) bewilligt. Diese werden über den Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP) im Rahmen der Richtlinie für die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) bereitgestellt. Die BEW-Förderung wird anteilig zu den förderfähigen Gesamtausgaben ausgezahlt: rund 22 Millionen Euro im Jahr 2026 und weitere 78 Millionen Euro im Jahr 2027.“ Quelle: Vulcan Energy
12.12.2024: Der Verwaltungsrat der Europäischen Investitionsbank (EIB) hat ihre Beteiligung an der Fremdfinanzierung des Phase-One-Projekts des Unternehmens genehmigt. Damit soll die Produktion von 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid-Monohydrat pro Jahr in Landau finanziert werden. Die 500 Mio-€ Finanzierung durch die EIB steht unter dem Vorbehalt, des Abschlusses der endgültigen Due-Diligence-Prüfung, der Unterzeichnung der rechtlichen Unterlagen und der endgültigen EIB-internen Genehmigung.
20.01.2024: Vulcan informierte am 16. Dezember, dass eine bedingte Kreditzusage in Höhe von 879 Mio. € (~1,45 Mrd. A$) mit der EFA (Export Finance Australia) und einer aus sieben Banken bestehenden kommerziellen Kreditgruppe unterzeichnet wurde. Außerdem wurden durch die Ausgabe neuer Aktien knapp 100 Mio. € bei institutionellen Anlegern und am Aktienmarkt neues Eigenkapital akquiriert.
10.07.2025: Vulcan platziert Aktien für 30 Mio. €, die von einem Fonds der BNP Paribas und institutionellen Anlegern erworben werden. Hat man Angst vor Liquiditätsengpässen?
23.07.2025: Vulcan Energy hat von der deutschen Bundesregierung sowie den Ländern Rheinland-Pfalz und Hessen zwei Zuschüsse von insgesamt bis zu ca. 104 Mio. Euro zugesagt bekommen. Der Zuschuss wird in zwei Teile unterteilt: Lithiumrohmaterialien-Produktion in Landau und Lithiumhydroxid-Verarbeitung in Hoechst. Die Vereinbarung sieht vor: Der Abschluss des gesamten Phase-One-Finanzierungspakets soll bis zum 1. September 2025 erfolgen. Baubeginn soll Januar 2026 sein. Die Zuschüsse sollen anteilig über 36 Monate ab dem 1. Oktober 2025 ausgezahlt werden.
Laut eigenen Angaben verhandelt das Unternehmen mit dem Raw Materials Fund (RMF) über eine Finanzierungszusage von 150 Mio. €, womit die Phase 1 der Finanzierung abgeschlossen werden soll.
25.09.2025: Ein wichtiger Meilenstein für die Auszahlung der 104 Mio. € Zuschüsse ist aktuell noch nicht erreicht worden. Der Abschluss der Phase-1-Finanzierung scheint immer noch nicht erfolgt zu sein. Die Zeit drängt. Laut Halbjahresbilanz hatte das Unternehmen zum 30.06.2025 nur noch 48 Mio. € an liquiden Mitteln.
Bleibt zu hoffen, dass sofern die Finanzierung tatsächlich zustande kommt, die Banken ihre Kredite und der Staat seine Zuschüsse nur stufenweise beim Erreichen wichtiger Meilensteine freigeben. Denn vermutlich wird doch nicht alles so glatt laufen, wie von Vulcan schon seit Jahren behauptet.