Klappt die Millarden-Finanzierung von Vulcan?


Vulcan Energy hat große und verdammt teure Pläne. Das börsennotierte Unternehmen informierte in seinem Quartalsbericht 4/23 (Seite 109) über die geplanten Investitionen im Aufsuchungsgebiet Lionheart (Landau, Insheim und Umgebung). Dort und in die zentrale Anlage zur Produktion von Lithiumhydroxid in Frankfurt-Hoechst will man 1,399 Mrd. Euro investieren. Für sonstige Aufwände plant Vulcan weitere 400 Mio. € ein. Den Start der Lithiumproduktion plant Vulcan für das 3. Quartal 2026.

Mit dem Mannheimer Energieunternehmen MVV wurde im April 2022 ein 20-Jahresvertrag über die Lieferung von Fernwärme ab 2025 abgeschlossen. Das heißt auch in Mannheim muss allem Anschein nach, zeitnah ein dreistelliger Millionenbetrag investiert werden.    

Mittlerweile aktualisierten Vulcan-Chef Cris Moreno und Vorstand Christian Freitag gegenüber dem Manager Magazin am 08.11.2024 den Kapitalbedarf: „Der Finanzbedarf des 2018 gegründeten deutsch-australischen Unternehmens beläuft sich mittlerweile auf 1,9 Milliarden Euro, einschließlich Finanzierungskosten. Im ersten Quartal sollen die benötigten Mittel gesichert sein. Von einer Handvoll Investoren werde Vulcan mehr als 600 Millionen Euro Eigenkapital einsammeln, erklärte Freitag. Die übrigen 1,3 Milliarden Euro fließen über Darlehen von Banken – darunter auch die europäische Förderbank EIB, die eine halbe Milliarde Euro in Aussicht gestellt habe

Im ersten Schritt gelang es im Oktober 2023 eine bedingte, nicht bindende Unterstützungserklärung über bis zu 200 Mio. AUD (122 Mio. €) vom australischen Staat zu erhalten. Vulcan verhandelt seit Anfang 2024 mit der europäischen Investitionsbank (EIB) über eine Fremdfinanzierung über 500 Millionen Euro. Dies wäre der zwölftgrößte Kredite der EIB seit dem Jahr 2005! Für die fehlenden knapp 700 Mio. € Kreditvolumen muss man anscheinend Geschäftsbanken ins Boot holen. Allerdings ist das Kreditgeschäft mit Vulcan nicht gerade risikolos.

Die von Vulcan Energy entwickelten Verfahren sind noch nirgends im industriellen Maßstab umgesetzt worden. Vulcan ist im Bergbau unterwegs. Auch wenn vor dem Bohren aufwändige Bodenanalysen gemacht werden, kann die Bohrung fehlschlagen, man kann nicht fündig werden oder der Lithiumgehalt im Wasser kann für eine wirtschaftliche Ausbeutung zu niedrig sein. Die Bohrung kann undicht werden, wie beim Geothermiekraftwerk von GEOX in Landau. Möglicherweise muss die Anlage wegen Erdbeben endgültig oder zumindest längere Zeit stillgelegt werden. Vielleicht verringert das zurück gepumpte Wasser den Lithiumgehalt nach einiger Zeit soweit, dass die weitere Förderung unwirtschaftlich wird.

Außerdem ist der Preis für ein Kilogramm Lithiumhydroxid in letzter Zeit um 87% gefallen von 77 € im November 2022 auf aktuell unter 10€ (Stand November 2024). Er lag auch schon bei knapp über 5 €. Dieser Preissturz vermindert die Wirtschaftlichkeit des ganzen Projekts ganz erheblich.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die liquiden Mittels des Unternehmens. Nach Angaben des Unternehmens (Punkt 5.5 auf S. 3) sanken diese innerhalb des 3. Quartals 2024 von 60,577 Millionen Euro auf 36,47 Millionen Euro. Das Unternehmen steht augenscheinlich unter starkem Druck die Finanzierungen zu finalisieren.

Update – 12.11.2024: Vulcan erhält 100 Millionen Euro Förderzusage für das Projekt zur Wärmeversorgung in Landau
Vulcan Energie erhält eine staatliche Förderzusage in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro für das HEAT4LANDAU-Projekt, mit dem die Fernwärmenetze in Landau, Rheinland-Pfalz dekarbonisiert werden sollen. Das Projekt beinhaltet die Errichtung der Infrastruktur zur Erzeugung und die Bereitstellung von bis zu 255 MW Erdwärme. Die Fördergelder wurden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie aus der europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) bewilligt. Diese werden über den Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP) im Rahmen der Richtlinie für die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) bereitgestellt. Die BEW-Förderung wird anteilig zu den förderfähigen Gesamtausgaben ausgezahlt: rund 22 Millionen Euro im Jahr 2026 und weitere 78 Millionen Euro im Jahr 2027.“ Quelle: Vulcan

Laut MarketScreener.com rechnen Analysten für 2026 mit einem Vulcan Nettoverlust von 132,9 Mio. Euro. Da helfen die 22 Mio. Fördergeld in 2026 auch nur bedingt weiter. Es bleibt spannend – alles hängt an der Milliarden-Finanzierung.

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